Pastillen im Milchglas

Magnesiumoxid

Trochisci (Mittellatein: Pastillen, Küchelchen) gab es schon im späten Mittelalter, sie bezeichneten dort allgemein eine meist knetbare und teigähnliche Masse, in die der Arzneistoff eingearbeitet wurde. Dies geschah einerseits um leicht verderbliche Substanzen zu schützen, andererseits um die fragwürdige Genießbarkeit so mancher Arznei zu kaschieren. Mithin handelt es sich um einen Vorläufer der Tablette, aber auch des Bonbons.

salzsaures Kali

In der Homöopathie sind Trochisci ebenfalls bekannt, dort bestehen sie im Wesentlichen aus Zucker und werden dann mit der jeweiligen Lösung getränkt. Wie unsere Neuerwerbungen beweisen geschah dies nicht erst bei der Medikamentenausgabe, sondern es wurde regelrecht auf Vorrat produziert. Die Potenzierung (der Verdünnungsgrad) ist hierbei im metrischen System angegeben (Einführung 1872). Somit schlagen wir in Verbindung mit der querovalen Kartusche und den schwarzen Email-Bändern eine Datierung um 1890 vor.

Hustenbonbons

Eine weitere Besonderheit bei diesen Deckelgefäßen ist, dass sie aus Milchglas gefertigt wurden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dies ein beliebter Ersatz für Porzellan, da es sich optisch kaum vom „weißen Gold“ unterschied, aber wesentlich günstiger zu haben war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Porzellan jedoch aufgrund von industriellen Produktionsmethoden viel von seinem Nimbus verloren und war sicherlich in viel größeren Mengen verfügbar als Milchglas.

Obwohl unsere Dreierserie also aus der Zeit der Industrialisierung stammt, dürfte sie in dieser Kombination von Material und Inhalt durchaus selten sein.

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