Materialanalyse

Heute waren wir mit unserem italienischen Prunkmörser in der Restaurierungswerkstatt des Bayerischen Nationalmuseums. Nicht weil es etwas zu restaurieren gab, der Mörser ist in einem hervorragenden Zustand. Eher schon drängte sich der Verdacht auf, der Zustand könnte zu gut sein – quasi fantastisch im Wortsinne. Wir haben die Cavadini-Problematik bereits an anderer Stelle erläutert.

Beschuss des Mörsers

Die Altersbestimmung eines Mörsers ist eine äußerst diffizile Angelegenheit, da es kaum sichere Kriterien gibt. Eine Vielzahl unterschiedlicher Indizien müssen betrachtet und zu einem möglichst stimmigen Gesamtbild verbunden werden. Eines dieser Indizien ist die Zusammensetzung der Legierung, die man durch eine Materialanalyse ermitteln kann. Dies war auch der Grund für unseren Besuch, denn das Museum verfügt über ein Messgerät und die notwendige Expertise in Gestalt von Herrn Kreutner und Herrn Breuning, bei denen wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten.

Bei der Röntgenfluoreszenzanalyse werden Röntgenstrahlen auf das Objekt gerichtet. Die zurückgeworfene Fluoreszenzstrahlung kann dann mit einem Strahlungsdetektor ausgewertet werden. Besonders Schwermetalle mit hoher Ordnungszahl lassen sich auf diese Weise sehr genau nachweisen. In unserem Fall ging es nun um die Frage, ob sich vielleicht ein „verdächtiges“ Spurenelement in die Legierung eingeschlichen hat. Beispielsweise gab es Cadmium lange Zeit nur in Schlesien, so dass man bei einem italienischen Mörser kein Vorkommen erwarten würde. Auch eine zu reine Legierung wäre fatal, denn sie würde auf einen industriellen Herstellungsprozess des 20. Jahrhunderts hindeuten.

Natürlich wurden zu allen Zeiten auch Altmetalle zum Guss eingeschmolzen, was im Endeffekt dann eine „mittelalterliche“ Legierung ergeben konnte. Ein positiver Beweis, dass ein Mörser alt ist, kann also durch eine Legierungsanalyse nicht erbracht werden. Die Stoßrichtung ist immer das Gegenteil, nämlich dass er neuer ist als er vorgibt.

Um es vorwegzunehmen: unser Mörser zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Zu drei Vierteln besteht er aus Kupfer, der Zinnanteil beträgt 12% und weitere 8% entfallen auf Zink. Neben etwas Blei gibt es auch noch Spuren von Antimon, Arsen (das Metall, nicht das Mordgift Arsenik), Eisen und Nickel.

Wir können also weiterhin von einem originalen Guss aus der Übergangszeit von Spätrenaissance zu Frühbarock ausgehen. Weitere Erkenntnisse könnten sich ergeben, wenn es gelänge, dokumentierte Vergleichsstücke zu finden oder auch den auf dem Rand vermerkten Luigi Polli di Avio zu identifizieren.

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