Adventsabend im Apothekarium ….. „Von drauß‘ vom Walde ……“

……. „weihnachtet“ es – frei nach Theodor Storm (1885) – gar schon sehr in Neubiberg, das an diesem Freitag vor dem 2. Advent (8. Dezember) unter einer fast einen halben Meter dicken Schneedecke liegt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hat der Münchner Raum Anfang Dezember soviel Schnee noch nie gesehen. Erfreulicherweise haben wir trotz eisglatter Straßen und S-Bahn-Streik kaum Absagen zu unserem geplanten Adventsabend im Apothekarium erhalten; die wetterfesten Teilnehmer*innen sind unverdrossen zu uns zu Fuß geschliddert oder haben sich in die von meterhohen Schneewällen begrenzten Parkplätze vor dem Museum gezwängt. Knecht Ruprecht lässt grüßen, schon gut zwei Wochen bevor „droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor.“

Aus dem „finsteren Tann“, an dem am Weihnachtsvorabend Knecht Ruprecht „so strolcht“ – genau gesagt aus unserem waldähnlichen hinteren Garten – haben wir heute Kostproben mitgebracht: Auf dem Präsentationstisch stehen in der Vase Gemeine Fichte, Weißtanne und Waldkiefer. Eigentlich nicht besonders spannend, kennt doch jeder. Wirklich? Vielleicht doch nicht in den botanischen Einzelheiten, die mich als Kräuterpädagogin umtreiben, und auch nicht in ihren gesundheitlichen Verwendungsmöglichkeiten, die uns meine bewährte Kooperationspartnerin, die PTA und Gesundheitsberaterin Sieglinde Schuster-Hiebl, heute nahebringen wird. Im Publikum sitzen einige Expertinnen (u.a. versierte Gundermann-Kolleginnen), die manches, was wir jetzt erzählen, schon wissen, aber auch interessierte Laien.

Zunächst mal geht es um die Unterscheidung von Fichte (Picea, botanisch ein Kieferngewächs) und Tanne (Abies), die beim Christbaumkauf manchen Laien überfordern mag, denn verkauft werden „Rot-Tannen“, die es botanisch gar nicht gibt, oder „Blautannen“, die nur manchmal echte Edel-Tannen (Abies procera ‚Glauca‘) sind, manchmal aber auch minderwertige Stech-Fichten (Picea pungens). Der Renner unter den Weihnachtsbäumen ist bekanntlich heute die im Kaukasus beheimatete Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana), die allerdings bei uns in der Regel aus Züchtungen stammt oder, falls importiert, nicht selten schadstoffbelastet ist.

Wenn man vor dem ganzen Baum, idealerweise mit Zapfen, steht, ist die Unterscheidung auch für Laien gar nicht so schwer: Man schaue einfach auf die Zapfen, hängen sie herunter, sind es Fichten, stehen sie aufrecht, haben wir eine Tanne vor uns. In geometrisch formschöner Pyramide präsentiert sich besonders die junge Fichte als der klassische „Weihnachtsbaum“, die Tanne dagegen hat waagerechte ausladende Zweige, die in der Mitte leicht durchhängen, sich zum Ende wieder leicht aufrichten, zur Krone hin lichtet der Baum sich merklich. Der Stamm der Gemeinen Fichte (der botanische Namen lautet verwirrenderweise Picea abies, also „Tannenfichte“) ist rötlich – daher wird sie auch Rotfichte genannt -, derjenige der heimischen Tanne grau-weißlich (daher „Weißtanne“).

Doch wie erkennt man den Unterschied, wenn man statt des ganzen Baums nur einzelne Zweige vor sich hat? Anfänger merken sich einen Spruch: Die Fichte sticht, die Tanne nicht. Ich reiche zwei Zweige herum, einen pieksigen mit allseits spiralförmig angeordneten Nadeln, die an kleinsten Nadelscheiden (Mini-Trieben) aufsitzen, und einen mit nur links und rechts parallelen weichen Nadeln, die unmittelbar vom Zweig abgehen. Da versteht man, warum die Weihnachtstanne teurer ist als der gängige Fichten-Christbaum, sie geht nicht nur ohne Handschuhe oder Schrammen zu schmücken, sondern hält sich auch länger frisch und nadelt nicht schon zu Silvester.

Mit dem Erkennen der klassischen Waldkiefer (Pinus sylvestris) tut sich der Laie leichter: Die bis zu 7 cm langen blaugrünen Nadeln sitzen paarweise in einer Nadelscheide, sind meist starr und spitz, nur im Kronenbereich können sie weicher sein. In Höhen über 1000 m bis zur Baumgrenze findet sich als kleinwüchsige Kiefern-Art die Latsche (Pinus mugo) – auch Legföhre genannt -, die in zahlreichen Unterarten und Bastarden vorkommt; eine weitere Gebirgs-Kiefernart ist die Zirbe (Pinus cembra), die mit ca. 25 m nur knapp halb so hoch wird wie die Waldkiefer, aber ein Alter von 1000 Jahren erreichen kann. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal: Die Nadeln sitzen nicht zu zweit, sondern zu fünft in der Nadelscheide. In Deutschland ist die Zirbe (auch Arve genannt) selten und daher streng geschützt, in Österreich und Südtirol wird sie hingegen wirtschaftlich verwertet und werben Hotels mit duftenden Zirbenholzstuben.

Was stellen wir nun gesundheitlich mit Fichte, Tanne und Kiefer an? Sowohl die frischen Spitzen von der Fichte als auch diejenigen von der Kiefer, die im Mai austreiben, enthalten ein ätherisches Öl, das in den 1980er Jahren von der Kommission E untersucht wurde und dessen Qualität in Arzneibüchern festgeschrieben ist (bei der Fichte nur im Deutschen, bei der Kiefer im Europäischen Arzneibuch; die Weißtanne wurde nicht untersucht – aber Fichtenöl darf nach DAB auch von der Sibirischen Tanne (Abies sibirica) stammen, deren Öl ähnliche Inhaltsstoffe – Pinen, Camphen und andere Monoterpene – aufweist ). Ätherische Öle werden in mehrstündiger Wasserdampfdestillation in einem aufwändigen Verfahren gewonnen – in der Vergangenheit erledigte der Apotheker diese Prozedur in überdimensionalen zischenden Destillierapparaten im eigenen Labor, heute werden sie industriell hergestellt. Verarbeitetes Fichten- und Kiefernöl ist in Fertigmedizin zur tropfenweisen Einnahme (auf Zucker oder in Wasser gelöst) gegen Erkältungen und Katarrhe der Luftwege indiziert, äußerlich findet es Eingang in medizinische Erkältungsbäder. Da die meisten ätherischen Öle hautreizend sind, werden sie nur stark verdünnt angewendet. Bei empfindlichen Personen kann es zu allergischen Reaktionen auf spezielle Inhaltsstoffe kommen. Bei Kindern bis zu 3 Jahren raten Apotheker wegen der Gefahr eines Stimmritzenkrampfes von einer Verabreichung gänzlich ab.

Auch die frischen Fichten- oder Kiefernspitzen selbst sind nach volksmedizinischer Tradition in Wasser aufgekocht zum Inhalieren geeignet – diese Methode zur Herauslösung der ätherischen Öle fand indes keinen Eingang in Arzneibücher (anders gesagt: ist nicht offizinell). Es lässt sich aus diesen frischen Trieben auch ein Ölauszug (mit gutem neutralem Bio-Sonnenblumen- oder Mandelöl) herstellen, der – pur auf die Haut aufgetragen oder noch besser zu Salben, Cremes und Emulsionen verarbeitet – traditionell in der Volksmedizin gegen rheumatische Beschwerden sowie Muskel- und Gelenkschmerzen aller Art Verwendung fand und findet. Ich habe mich selbst einmal an zwei Ölauszügen (Fichte und Kiefer) versucht; diese aber sind insoweit ein defizitäres Anschauungsprodukt, als sie aus November-Nadeln hergestellt sind, die viel weniger ätherisches Öl enthalten als die frischen Mai-Spitzen – die ich mich im Frühling nicht entschließen konnte, von unseren Bäumen im Garten abzurupfen.

Alkoholische Auszüge aus Fichten-, Kiefern- oder Tannennadeln wurden einst in Apotheken als nicht-offizinelle Produkte zur Verbesserung der Raumluft hergestellt und vertrieben. Unser Museum besitzt eine Flasche grünlichen Original-„Coniferengeists“ (wir wissen also nicht, aus welchem Nadelbaum) aus der nicht mehr existierenden Adler-Apotheke in Essen, laut Etikettierung handhabbar „zur Toilette, zu Bädern und zum Reinigen der Zimmerluft durch Zerstäuben. Für Krankenzimmer ganz besonders empfehlenswert“. Der auf dem Etikett vermerkte Apotheker A. Nebert ist 1886 als Mitglied des Naturhistorischen Vereins der preußischen Rheinlande nachgewiesen, die Flasche aber ist um die Mitte der 1930er Jahre zu datieren.

Flasche mit Coniferen-Geist

Nun übergebe ich an Sieglinde – sie hat uns weitere spannende Anschauungsprodukte aus der Welt der Koniferen mitgebracht, die weniger bekannt sind und deren Gebrauch sie erläutert: Zunächst eine breite Palette ätherischer Öle seriöser Hersteller, z.B. der nordamerikanischen Douglasfichte (Pseudotsuga menziesii), der Sibirischen Fichte (Picea obovata), Waldkiefer, Weißtanne, Riesentanne (Abies grandis), Lärche, Wacholderbeeren (Achtung, botanisch sind das Zapfen), Neroli 10 % aus der Bitterorange (so genanntes „Erste-Hilfe-Öl“ zur Regeneration der Haut). Zu beachten ist, dass nur „100 % naturreine“ ätherische Öle direkt aus der Mutterpflanze und ihrem jeweiligen ölproduzierenden Teil gewonnen werden und keine Zusatzstoffe enthalten. Die Bezeichnung „natürlich“ heißt hingegen, dass auch Mischungen verschiedener naturreiner Öle erlaubt sind, sie stammen also im Gegensatz zum naturreinen ätherischen Öl von mehr nur einer Mutterpflanze. Finger weg von „naturidentischem“ Öl – das wird nämlich ausschließlich mittels chemischer Verfahren hergestellt. Die Zusammensetzung entspricht hier zumindest noch jener der in der Natur vorkommenden Pflanze. Bei synthetischen Ölen – die schlechteste Qualitätsstufe – ist nicht einmal das der Fall. Ein billiges Fläschchen „Fichte“ von einer Weihnachtsmarktbude dient als abschreckendes Beispiel.

Die in Naturkosmetikläden erhältlichen ätherischen Öle sind keine Arzneien, aber in der Aromatherapie (z.B. in Aromalampen) weit verbreitet, wobei die Grenzen zwischen Heilbehandlung durch das Einatmen der Inhaltsstoffe und reiner Wohnraumaromatisierung durchaus fließend sind. Zur Aromatherapie präsentiert uns Sieglinde außerdem wohlriechende Zirbenspäne (in einem Kissen), Zedernwasser und Duftstäbchen (auch geeignet zur Raumluftverbesserung für die Toilette).

Holzdose "Olibanum"

Ätherische Öle sind der Duft gebende tropfenweise Zusatz in Badesalz-Mischungen, wobei sich Koniferen-Öle durchaus mit denen anderer Pflanzenarten und Zitrusfrüchte kombinieren lassen. Bücher mit Anregungen zu passenden Rezepturen liegen auf unserem Präsentationstisch aus. Sieglinde zeigt uns Produkte mit Weißtanne-Grapefruit-Lavendel, Fichte-Eukalyptus-Zitrone. An der Herstellung von Badesalzen habe ich mich auch selber schon einmal versucht und Mischungen aus Kiefer-Wacholder, Weihrauch-Rosmarin sowie Lavendel fabriziert. Ätherisches Öl vom Weihrauch (Olibanum), destilliert aus dem Harz eines selten gewordenen und auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehenden arabischen oder somalischen Balsambaumgewächses (Boswellia sacra), ist sparsam zu verwenden. Hierzu besitzt unser Museum eine Holzdose des 19. Jahrhunderts mit Original-Substanz, die ich herumreiche. Verwandt ist Myrrhe, dessen Harz ebenfalls von einem Balsambaumgewächs stammt, allerdings aus einer im vorderen Orient gängigeren, nicht gefährdeten Art (Commiphora myrrha).

Als weiteres Gratwanderungs-Thema zwischen Arznei und Naturkosmetik erklärt uns Sieglinde den Unterschied zwischen Salben, Lotionen, Körpermilch, Creme und Körperbutter. Auch dazu hat sie verschiedene Mischungen ätherischer Öle in Bioqualität zur Verfeinerung mitgebracht, die u.a. Zirbe, Myrte, Riesentanne, Orange, Fichtennadel und Vetiver (gewonnen aus dem bis zu 3 m tiefen Wurzelgeflecht eines asiatischen Süßgrases) enthalten. Näheres verraten wir an dieser Stelle aber noch nicht so genau, denn am 24. Februar werden wir dazu eine weitere, ausführlichere Präsentation anbieten. Einen Vorgeschmack bietet sie uns, indem sie in einem Porzellanmörser eine naturkosmetische Basislotion mit einer dieser Mischungen anrührt.

Vortrag Advent

War das alles? Da stehen doch noch zwei Gift-Pflanzen auf dem Präsentationstisch, was haben die denn in unserer Veranstaltung zu suchen? Ich übernehme mal wieder die Botanik.

Als Hausschmuck beliebt zur Weihnachtszeit ist die Stechpalme (Ilex aquifolium) mit ihren immergrünen, ledrigen Blättern mit scharf-stechend gesägtem Blattrand und ihren attraktiven roten „Beeren“ (Achtung, botanisch sind das Steinfrüchte). Unsere Zweige sind im eigenen Garten gewachsen, die seltene Wildform dagegen streng geschützt. Die Grün-Rot-Kombination hat einen christlichen Hintergrund: Grün ist die Farbe der Hoffnung, das Rot soll auf das Blut Christi hinweisen. Schon in vorchristlicher Zeit hingen die Kelten zur Weihnachtszeit Stechpalmenzweige ins Haus, um die guten Feen anzulocken und die bösen Geister zu vertreiben. Botanisch hat die Pflanze nichts mit einer Palme zu tun und sieht nicht einmal so aus. Indirekt namensgebend sind die Öl-Palmzweige, mit denen am Palmsonntag die jubelnde Menge in Jerusalem den Einzug Christi begrüßte; denn in unseren Breiten, wo keine Palmen wachsen, werden diese Palmbuschen durch andere immergrüne Gewächse (häufig Buchsbaum oder eben Ilex) ersetzt.

In der Phytotherapie ist die Pflanze, an der alle Teile giftig sind, nicht zu gebrauchen. Der toxische Bitterstoff Ilicin findet sich vor allem in den Steinfrüchten; bereits eine Dosis von 5 Stück kann Erbrechen auslösen, bei einem Verzehr von 30 Stück sind Todesfälle dokumentiert. Vögeln macht der Wirkstoff offensichtlich nichts aus. Die Blätter wurden einst in der Volksmedizin als Teedroge Schleim lösend gegen Husten, Schweiß treibend gegen Fieber, zur Entwässerung und Verdauungsförderung eingesetzt – verantwortlich für diese Wirkungen sind die bei höherer Dosierung ebenfalls toxischen Saponine. Folia ilicis aquifolii – eigenhändig geschnittene Stechpalmenblätter – präsentiere ich zwar gerne noch als historischen Anschauungsunterricht, hüte mich aber, diesen Tee zu verabreichen, der nur noch in der Schweiz offizinell und aus kontrolliertem Anbau an Fachkreise lieferbar ist. Im Übrigen steht die Stechpalme im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) für stark verdünnte Fertigarzneien, zur äußeren Anwendung gegen rheumatische Beschwerden und Gicht (Salben, Tinktur) und hat als Bach-Blüte Nr. 15 („Holly“) Karriere gemacht zur Überwindung von Hass, Eifersucht und Misstrauen – wenn man denn an diese Heilweisen-Lehre glauben mag.

Christrose

Häufiger als die Stechpalme wird die ebenfalls giftige Christrose (Helleborus niger) heute in der Homöopathie angewandt – eine ebenfalls streng geschützte Pflanze, die bei uns im Garten wächst, aber noch nicht blüht (unser prachtvolles Exemplar im Topf stammt vom Salzburger Weihnachtsmarkt). Botanisch hat diese Pflanze nichts mit einer Rose zu tun, sondern ist ein Hahnenfußgewächs mit dem für diese Pflanzenfamilie typischen hochgiftigen Inhaltsstoff Protoanemonin. In der Antike hat man das natürlich nicht gewusst; Hippokrates und Dioskurides schworen auf die „Schwarze Nieswurz“ gegen die „Melancholie“ (nach der 4-Säfte-Lehre ausgelöst durch ein Übermaß an schwarzer Galle). Es ist aber unklar, ob die alten Griechen wirklich diese Pflanze meinten. Im 18. Jahrhundert war ein alkoholischer Auszug aus der Wurzel offizinell als herzstärkende und harntreibende Substanz, aber auch als Brech- und Abführmittel gängig, missbräuchlich auch als Abtreibungsmittel verwendet. Aus diesen drastischen Wirkungen haben die Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts durchaus schon auf eine Toxizität geschlossen: Drei Tropfen machen rot, 10 Tropfen machen tot. Angelehnt an Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Im Museum für Hamburgische Geschichte dokumentiert ein Keramikgefäß um 1800 mit entsprechender Etikettierung die einstige Herstellung von Christrosenextrakt in Apotheken.

Heute steht die Christrose nur im Homöopathischen Arzneibuch (HAB); im Einsatz sind Medikamente bei Angstzuständen, Depressionen, Nervenerkrankungen, aber auch zur Entwässerung bei Nierenentzündung und zur komplementären Krebsbehandlung. Auch die Anthroposophen sind Spezialisten der Christrosen-Therapie. Sieglinde zeigt uns von einem bekannten Hersteller Globuli und Ampullen, Potenz D 3. Das heißt, Verdünnung 1:103 bzw. 1:1000, oder anders gesagt 1 ml Urtinktur auf 1 Liter neutrale Flüssigkeit. Die Dosis macht das Gift ……

Rauchen die Köpfe? Zeit, zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen. Wer in unserer Räucher-Veranstaltung mit Carmen Sigl am 17. November keinen Platz mehr gefunden hat bzw. sich heute fürs Räuchern interessiert, darf mit Sieglinde in die Eventküche kommen, wo sie mit Stövchen der Einfachheit halber eine Rauhnachts-Mischung der bekannten Buch-Autorin und Räucher-Fee Marlis Bader mit Eberwurz, Opopanax, Meisterwurz, Holler, Wacholder und Salomonsiegel in Bioqualität ansetzt. Die Räucherei mit der Kohle, die wir letztes Jahr in unserer Advents-Veranstaltung erfolgreich inszeniert haben, wäre heute zu aufwändig, und es ist zu kalt, um das Fenster permanent aufzulassen. Dies wäre aber nötig, um ein Anspringen des Rauchmelders in der Offizin zu verhindern. So gibt es „Räuchern light“, was aber auch ausreichend ist, um den Duft wahrzunehmen. Wir werfen noch einen getrockneten Wacholderzweig, der vom letzten Event noch übrig ist, in die Mischung. Alles was man sonst zum Räuchern im Jahreskreis wissen muss, zur Bedeutung der Rauhnächte und zu einigen geeigneten Räucherpflanzen wie z.B. Wacholder, Beifuß, Salbei u.a., kann man in unserem Blog zur vorausgehenden Veranstaltung am 17. November ausführlich nachlesen. Sieglinde hat noch eine weitere Rauhnachts-Mischung dabei, über die wir aber hier noch nichts verraten. Denn am 29. Dezember räuchert sie im nahen Schopenhauer Wald im Rahmen einer Rauhnachtsführung, die spannende Erlebnisse für Interessent*innen bereithält.

Einige Teilnehmer*innen bleiben in der Offizin und haben Fragen zu unseren Exponaten, die mein Mann und ich gerne beantworten – besonderes Interesse finden die großen Mörser, in denen einst die groben Teile aus den Drei Reichen der Natur – Pflanzen, Tiere, Steine – unter erheblichem Kraftaufwand durch Gehilfen des Apothekers – die so genannten „Stoßbuben“ – zerkleinert wurden, ehe das unter lautem Getöse und viel Staub in stundenlanger Arbeit gewonnene Gemenge dem Apotheker zur weiteren Verarbeitung in kleineren Mörsern – insbesondere zur Vorbereitung der Pillenherstellung am Pillenbrett – gereicht wurde. Das Tüpfelchen aufs i war am Ende die Pillenvergoldung oder -versilberung, damit die Medizin besonders wirksam (und besonders teuer ….) sein sollte!

Präsentationstisch Advent

Ein Gläschen Zitrone/Thymian-, Mispel/Vanille und Quitte/Zimt-Likör, die von Carmens selbst fabrizierten Spezialitäten noch übrig sind, sowie vom Brombeerlikör meiner Schwiegermutter Almut Mayring gibt es zur Abrundung gemeinsam mit klassischen Hildegard-von-Bingen-Plätzchen, die ebenfalls Almut Mayring wie zu Zeiten der berühmten kräuterkundigen Universalgelehrten vom Rupertsberg ohne Zucker – d.h. nur mit Dinkelmehl, Butter, Eigelb, Honig und Gewürzen – eigenhändig hergestellt hat. Dies ist ein kleiner Vorgeschmack auf unsere künftigen Veranstaltungen 2024, bei der mich Hildegard-Kennerin Sieglinde wiederum begleiten wird.

Als Giveaway darf sich zum Abschluss jede*r ein Portionsgläschen meines Badesalzes – Fichte/Kiefer, Weihrauch/Rosmarin oder Lavendel – mit nach Hause nehmen.

Ausdauerndes Sitzfleisch hat am Ende noch ein „harter Kern“ von (inklusive mir) 4 Kräuterpädagoginnen – mit lebhaftem Austausch über Anregungen, Ideen, Projektpläne, stadtteilsbezogenes ehrenamtliches soziales Engagement und bereits erzielte Erfolge im Hinblick auf ein nachhaltiges gesundes Leben von der Natur und mit der Natur. Wir lernen alle insoweit voneinander, wünschen uns eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten mit Familie und Freundinnen und Freunden – und freuen uns auf ein gesundes Wiedersehen im neuen Jahr 2024.

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