„Im Mörser Ewigkeit“
Mit diesen Worten endet Karl Henkells Gedicht „Der Mörser“ – und tatsächlich ist die Assoziation kaum übertrieben. Die ältesten erhaltenen Reibschalen stammen aus der Steinzeit und haben wohl an die 15000 Jahre auf dem Buckel. Bronzemörser gibt es im arabischen Raum bereits im frühen Mittelalter, manche sind wohl noch vor das Jahr 1000 zu datieren. Um 900 existieren allein in Bagdad mehrere Krankenhäuser mit angeschlossenen Apotheken, und es liegt nahe, dass dort auch Mörser zum Einsatz kamen. Zweifelsfrei dokumentiert ist der zur Medikamentenherstellung verwendete Apothekenmörser ab dem Ende des 13. Jahrhundert (Siegel des „Wernherus Apothecarius“ von 1264). Kunstgeschichtlich bewegen wir uns also in der Gotik.
Das Material Bronze war im Mittelalter von vornherein schon gehörig teuer. Dazu beherrschten nur wenige Gießer den aufwändigen Herstellungsprozess; eine gewisse Ausschussquote war kaum zu vermeiden. Also musste der gotische Mörser tatsächlich eine halbe Ewigkeit halten, wenn sich die Anschaffungskosten amortisieren sollten. Daher dienen die Längsrippen und die ausgestellten Füße auch nicht in erster Linie dekorativen Zwecken. Vielmehr sollte die Wandung vor Verformung geschützt und die Standfestigkeit bei der Arbeit erhöht werden.
Unser Exemplar kommt aus Süddeutschland, wahrscheinlich Nürnberg, und wurde im 15. Jahrhundert gegossen. Somit ist es das bis dato älteste Exponat im Apothekarium. Typisch die konische Form mit ausschwingendem Rand, die stark reliefierten Dornrippen, die Tatzenfüße, der achteckige Henkel – alles dran, was ein gotischer Mörser braucht und nichts extra. Oder, um es mit Antoine de Saint-Exupéry zu sagen: „Vollkommenheit ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“