Jules Letoula und Asklepios
Bei den allermeisten Apothekengefäßen wissen wir nicht wer den Dekor gestaltet hat. Die Porzellan- und Glasmaler waren entweder bei der Manufaktur direkt angestellt oder anonyme Heimarbeiter, die so gut wie nie signieren durften. Einzig der Hersteller hatte das Recht seine Manufakturmarke aufzubringen, wobei auch dies in vielen Fällen unterblieb. Bei der vorliegenden Flasche ist dies anders: auf dem Etikett können wir rechts unten deutlich lesen: „Paris. J. Letoula DÉPOSÉ“.
Jules Letoula (1832-1905) war ein bekannter Zeichner und Lithograph, der mit seinen Porträts und historischen Szenen Aufsehen erregte. Auch eine Serie von Etiketten für Apothekengläser ist von ihm überliefert (ca. 1860) und dieses Glas gehört vielleicht dazu. In jedem Fall war er so populär, dass seine Signatur an prominenter Stelle erscheinen durfte.
Die Chromolithographie zeigt links eine Frau in griechischen Gewändern, die einer anderen Gestalt – vielleicht einem Kranken – aufhilft und rechts Äskulap, erkennbar an seinem Stab, um den sich eine Schlange windet. Äskulap steht auf einem Sockel, vielleicht um seine Göttlichkeit zu betonen, und hält schützend seine Hand über das Haupt eines Knaben. Weiterhin ist im Vordergrund ein Alembik zu sehen, insofern handelt es sich hier eindeutig um eine pharmazeutische Szene, die Jules Letoula sicherlich genau für diese Serie an Gefäßen angefertigt hat.
Ein kurioses Detail bei dieser Flasche ist, dass das Etikett an der Innenseite angebracht ist und sich dadurch gut erhalten hat. Allerdings stellt sich die Frage wie der Apotheker jemals die Flasche saubermachen konnte ohne das Etikett zu beschädigen. Es handelt sich hierbei um keinen Einzelfall, auch bei anderen Flaschen dieser Serie ist das Etikett innen. Weiss jemand mehr zu diesem kuriosen Umstand? Auch an einer genaueren Deutung der mythologischen Szene wären wir sehr interessiert.