Ölauszüge, Tinkturen und Salben im Spätwinter
Der lange Winter hat seine Spuren hinterlassen – Erkältungen und grippale Infekte haben aufs Immunsystem geschlagen, die Energie liegt darnieder. Passend ist das Thema für den Start des Apothekariums in die diesjährige Event-Saison – meine Kollegin, PTA und Gesundheitsberaterin Sieglinde Schuster-Hiebl und ich haben am Samstag, den 24. Februar um 10 Uhr zur Präsentation von Arzneipflanzen eingeladen, aus denen sich bereits in der Volksmedizin belebende Kräftigungsmittel herstellen ließen. In „grauer Vorzeit“, als man solche Mittelchen noch nicht als fertige Tropfen, Salben oder Bäder kaufen konnte, musste der Apotheker sie selbst fabrizieren.
Mit einer überschaubaren Gruppe – teils bekannte, teils neue Gesichter – starten wir in die historische Rekonstruktion klassischer Auszugsverfahren. Das allereinfachste – einen Ölauszug, nach Gefühl ganz ohne offizinelle Rezeptur – kann jeder Laie zustande bringen, wie ich am Beispiel des selbst geschnittenen und getrockneten Rosmarins (Rosmarinus officinalis) zeige – ein frischer Zweig des mediterranen Lippenblütlers aus dem Garten befindet sich auf dem Präsentationstisch im Kräuterstrauß: Ein Marmeladen-Schraubglas habe ich zu ca. einem Drittel mit angemörserten getrockneten Nadeln gefüllt, und nun gieße ich randvoll mit Rapsöl auf (auch Distel-, Mandel- oder Sonnenblume könnte man nehmen, Hauptsache geruchsneutral und in Bioqualität). 3-6 Wochen sollten reichen, um das ätherische Öl auszuziehen, ich werde gelegentlich schütteln, dann abfiltern und in eine klassische braune Apotheken-Enghalsflasche füllen. Frage im Publikum: Geht das auch mit frischem Rosmarin? Klar (dann die doppelte Menge Pflanzenmaterial einfüllen) – aber Vorsicht bei langer Aufbewahrung, um das gefährliche Bakterium Clostridium botulinum fernzuhalten, das sich unter Luftabschluss auf der Oberfläche von in Öl eingelegten Kräutern stark vermehren und ein im Extremfall tödliches Nervengift bilden kann. Das mag keine große Rolle spielen, solange man das Öl nicht verzehrt, dennoch gehe ich mit getrockneter Droge lieber auf Nummer Sicher.
Das fertige, rd. 1 Jahr haltbare Auszugsöl eignet sich wunderbar als Grundlage für Salben und Cremes und auch als Zugabe für Voll- und Fußbäder. Rosmarin wirkt aufgrund seiner Haupt-Inhaltsstoffe – des ätherischen Öls mit Cineol und Kampfer und des Gerbstoffs Rosmarinsäure – anregend für Herz und Kreislauf, Nerven und Gehirn, gibt Power bei Schwäche und Erschöpfung – zudem haben die Wirkstoffe einen entzündungshemmenden und schmerzstillenden Effekt. Einreibungen mit Rosmarinöl waren daher schon in der Volksmedizin gängig gegen Muskel- und Gelenkschmerzen – als man von diesen Inhaltsstoffen noch gar nichts wissen konnte.
Mit einem weiteren Klassiker der Volksmedizin – dem ebenfalls in unserem Garten wachsenden mediterranen Lippenblütler Thymian (und zwar dem Echten, Thymus vulgaris, siehe im Präentationsstrauß) – zeige ich als zweites Auszugsverfahren den Ansatz einer Tinktur. Der Regelfall ist ein alkoholischer Auszug, doch gibt es auch alkoholfreie Lösungsmittel wie Glyzerin oder Essig. Im „Hausgebrauch“ ist eine Tinktur ebenfalls recht einfach herzustellen: Das zu einem guten Drittel mit selbst geschnittenem und getrocknetem Thymian gefüllte Marmeladen-Schraubglas gieße ich mit 70 %igem Ansatz-Alkohol (Primasprit) aus einer Original-Flasche der ehemaligen Hubertus-Apotheke Valentin Mayring (um 1950) auf. Nach 2-3 Wochen wird der Ansatz abfilterungsfähig sein, und die fertige, 1-2 Jahre haltbare Tinktur kann in kleine Tropffläschchen abgefüllt werden.
So einfach hatte es der Apotheker allerdings einst nicht, denn Rezeptur und Qualität der meisten Tinkturen waren im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgeschrieben. Der Großvater Valentin Mayring hat sich noch am DAB 6 (gültig bis 1968) orientieren müssen; heute werden in der Apotheke nur noch sehr selten Tinkturen selbst gemacht, sondern in der Regel von industriellen Herstellern bezogen. Das Verhältnis von Droge zu Auszugsmittel war bei feingliedrigen Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern und Kraut meist 1 : 5 oder, bei harten Rinden, Wurzeln und Harzen, 1 : 10. Hier war es nicht damit getan, die Füllmenge nach Volumen abzuschätzen, sondern sie war exakt auszuwiegen. Da es größere Vorratsmengen herzustellen galt, war das Zerkleinern des Pflanzenmaterials für mehrere Gehilfen ein tagesfüllendes Programm. Für viele Rezepturen galt nach dem DAB 10 (1991) folgendes: Nach 5 Tagen Stand im Ansatzgefäß bei 20°C (täglich schütteln) wurde erstmals gefiltert und das Pflanzenmaterial in eine Tinkturenpresse gegeben, um ein Optimum an Inhaltsstoffen zu erbeuten. Die so unter hohem Druck herausgepresste Flüssigkeit wurde nun dem ersten Filtrat hinzugegeben, dieser konzentrierte Ansatz nochmals 5 Tage bei 15 °C stehen gelassen und erneut abgefiltert. Jetzt erst wanderte die fertige Tinktur in ein großes Vorratsgefäß im lichtgeschützten Arzneikeller, aus dem sie individuell für die Kunden abgefüllt wurde. Als Ansatz-Alhohol wurde häufig Weingeist (70 %) verwendet, bei großen Pflanzenteilen wie Rinden, Harzen und Wurzeln war 95 %iger Alhokol vorgeschrieben.
Unser Museum besitzt eine Tinkturenpresse (um 1900), zuletzt benutzt in der Sonnen-Apotheke in Bad Ems, die wir aber als historisches Exponat nicht in Betrieb nehmen.
Thymian enthält ein ätherisches Öl mit Hauptwirkstoff Thymol (dieser macht seinen charakteristischen Geruch aus), außerdem Lippenblütler-Gerbstoffe und Flavonoide. Es löst den Schleim bei produktivem Husten, wirkt antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend. Die Tinktur ist als Tropfen in Wasser verdünnt einzunehmen, kann seine Wirkung aber auch im Gurgelwasser, im Dampfbad oder als Auflage gegen Hautentzündungen entfalten.
Offizinell ist im DAB grundsätzlich die Verwendung getrockneter Kräuter für eine Tinktur – doch insbesondere in der Homöopathie wird sie auch aus frischen Pflanzen angesetzt, und in diesem Fall spricht man von einer Urtinktur. Hierzu übergebe ich das Wort an Sieglinde, die ein umfassendes Probe-Set eines Schweizer Herstellers mitgebracht hat und jede Teilnehmerin ein Fläschchen ziehen lässt. Nun heißt es, die Bezeichnungen zu enträtseln: Absinthium – hat das etwa mit dem giftgrünen Absinth zu tun, der Vincent Van Gogh vielleicht in den Wahnsinn trieb? Nicht so ganz …. die zugrunde liegende Pflanze heißt Artemisia absinthium, der an Bitterstoffen reiche Wermut, der den Appetit anregt, die Magensaft- und Galleproduktion fördert. Auch dieser Korbblütler befindet sich in meinem Arzneipflanzenstrauß aus dem Garten und habe ich als Teedroge in einer 1960er-Jahre-Horodose gesammelt. Die Droge schmeckt so gallebitter, dass sie heutzutage nur noch in Teemischungen angeboten wird. Gleich 3 Teilnehmerinnen ziehen Hypericum-Fläschchen – Urtinktur vom stimmungsaufhellenden Johanniskraut, dem wir uns im Sommer näher zuwenden werden, wenn es bei uns im Garten wächst. Als beruhigend für die Nerven und stabilisierend für die Psyche ist auch grüner Hafertee im Gespräch – eine Teilnehmerin hat das Fläschchen Avena sativa gezogen. Eine lebhafte Diskussion ergibt sich über das komplexe Zusammenspiel von Körper und Seele, dem die schiere Schulmedizin oft nicht beikommt ….. hier hat Sieglinde, harmonisch gepaart mit ihren beruflichen Pharma-Kenntnissen, das rechte Einfühlungsvermögen.
Als drittes und scheinbar einfachstes Auszugsmittel dient für alle wasserlöslichen Inhaltsstoffe wie Flavonoide und Gerbstoffe schieres Wasser. Einen Tee – ob als Aufguss, Abkochung oder Kaltauszug – müssen wir nicht erklären. Schwieriger ist es dann schon, einen wässrigen Auszug haltbar zu machen. In der Vergangenheit brachte das der Apotheker nur im Labor im Rahmen einer mehrstündigen Wasserdampf-Destillation zuwege, wenn ätherisches Öl abgeschöpft und vom wässrigen Destillat (dem so genannten „Hydrolat“) getrennt wurde. Für diese konservierten Pflanzenwässer besitzt unser Museum zwei typische große Enghals-Glasflaschen, eine (um 1800) bezeichnet AQ MELISS (Melissenwasser; zuletzt Marienapotheke Schwerin) und eine etwas ältere mit Kartusche im Zopfstil für AQUA FLOR. CHAMOMILL (Kamillenblütenwasser).
Heute braucht man im „Hausgebrauch“ keine Destille mehr, um behutsam konservierte Pflanzenwässer – in der Regel als Sprays – herzustellen. Sieglinde hat Beispiele in Bioqualität mitgebracht – u.a. ein wohlriechendes Spray von der zurzeit leuchtend gelb blühenden Zaubernuss; auch von dieser befindet sich ein Zweig im Präsentationsstrauß. Das gerbstoffreiche Hamamelisgewächs ist als traditionelle Arzneipflanze anerkannt zur Besserung von Beschwerden leichter Hautentzündungen wie Juckreiz, Brennen und leichter Blutungen.
Aus Pflanzenwässern gehen übrigens grundsätzlich – wie aus Auszugsölen – ebenfalls Salben zu fabrizieren, hier braucht es allerdings etwas Übung: Denn wenn man hier etwas falsch macht, setzt sich das Wasser wieder oben ab und wird das Gemenge unbrauchbar.
Tja – der lange Winter mit seinem Wechselspiel zwischen klirrender Kälte draußen und trockener Heizungsluft drinnen auch unsere die Haut in Mitleidenschaft gezogen. Hier können uns auch weitere Frühblüher wie Gänseblümchen und Extrakte junger Birkenblätter helfen. Diese Pflanzen sind in unserem Garten jedoch noch nicht so weit, und so streifen wir sie nur kurz.
Belebende und Erkältungen lindernde Badeöle einheimischer Nadelbäume (Kiefer, Weißtanne, Fichte) tun ebenso wie Entspannungsbäder (Lavendel, Melisse) zugleich der Haut etwas Gutes. Relikte meiner winterlichen Produktion sind Koniferen-Auszugsöle sowie ein Wacholder-Kiefer-Badesalz; Sieglinde hat noch ein Edeltannen-Badeöl in Bioqualität dabei. Statt des klassischen Vollbades ist ihr Favorit als kombiniertes inneres und äußeres Stärkungsmittel das so genannte „ansteigende Fußbad“: Langsam wird dabei kühlem Wasser in der Fußbadewanne immer wärmeres Wasser zugefügt, bis es den Füßen genug ist und sie Stopp melden.
Stärkungsmittel haben übrigens in der Volksmedizin eine lange Tradition – das wusste schon die kräuterkundige Universalgelehrte Hildegard von Bingen. Hierzu erinnern wir an die noch zu unserem Adventsabend im Vorjahr servierten köstlichen Dinkel-Honig-Plätzchen meiner geschätzten Schwiegermutter Almut Mayring. Leider sind sie unwiederbringlich dahin …. ebenso wie die tüchtige Weihnachts-Bäckerin. Legen wir an dieser Stelle eine achtsame Gedenkminute für sie ein. Diese denkbar einfache, zuckerfreie Grund-Rezeptur der Hildegard-Plätzchen ist aufzubereiten mit Zimt, Nelken und Muskatnuss, die Hildegard in Kombination empfiehlt: Nimm Muskatnuss und gleichviel Zimmt, etwas Gewürznelken, „nelchin“, pulvere diese und mache mit etwas Mehl und Wasser daraus Brödchen; ihr öfterer Genuss vertreibt alle Bitterkeit des Herzens und der Seele, öffnet dein Herz und schärft deine Gefühle, mindert alle schlechten Säfte und verleiht dem Blute guten Saft und macht dich stark (Physica I.21).
Unser Museum besitzt für zwei dieser Zutaten passende Holzdosen des 19. Jahrhunderts, eine einfache aus Eichen- oder Nussbaumholz aus der Marien-Apotheke Geiselhöring (für CAROPHYLLI – Nelken) und (s.u.) eine mit Schellack polierte und querovaler, hellgrau grundierter Kartusche, umrandet mit einer roten Schleife. Darin liest sich in schwarzer Schreibschrift die Bezeichnung „Sem. Myristic:“ (= Semen Myristicae, Muskatnusssamen). Sie befand sich zuletzt in der Kurpark-Apotheke Bad Oldesloe.
Gute Frage aus dem Publikum: Wie kam denn Hildegard im 12. Jahrhundert auf dem Rupertsberg an so seltene und teure Gewürze? Wir bleiben eine exakte Antwort schuldig, die es aber auch wohl nicht gibt. Durch ihre Nähe zu bekannten Handelsstraßen und -plätzen (hier: Mainz) ist für viele Benediktiner(innen)klöster die Kenntnis exotischer Import-Gewürze, die im eigenen Klostergarten nicht wuchsen, plausibel, teilweise auch belegt. Doch letztendlich fehlt uns der Beweis, welche der unzähligen Rezepturen, die Hildegard aus antiken und volksheilkundlichen Quellen bezogen und aufgeschrieben hat, sie eigenhändig ausprobiert hat. Es kommt aber auch nicht wirklich darauf an.
Eine weitere wichtige Kräftigungspflanze ist der Senf, den Hildegard auch schon kannte, auch wenn ihr sein volles Potenzial noch nicht bewusst war:
Physica, Cap. 94. S y n a p e: Der Senf ist sehr warm und etwas trocken … sein Same macht andere Speisen schmackhaft. Einem kranken und schwachen Magen ist er unzuträglich. …………. Gesunden kann er nicht viel schaden, Kranke dagegen mögen ihn meiden. Wer ihn gerne isst, zerreibe ihn mit Wein oder kaltem Essig.
Wir unterscheiden den Schwarzen (Sinapis nigra) vom Weißen (Sinapis alba); beides sind pharmazeutisch gleichermaßen verwertbare Kreuzblütler, deren Hauptinhaltsstoffe die hauptsächlich in den Samen vorkommenden Senfölglykoside sind. Für die Samen des Weißen Senfs besitzt unser Museum eine Holzdose des 19. Jahrhunderts aus der Marienapotheke in Geiselhöring mit der phamazeutisch üblichen Etikettierung Sem erucae.
Die superscharfen Senföle werden erst beim Zermahlen der Senfkörner und Kontakt mit Wasser freigesetzt, wenn ein Enzym im so entstandenen Zell-Matsch den Zucker abspaltet. Der gemahlene Senf (Senfmehl) wird nicht nur zur Herstellung von Tafelsenf verwendet, sondern auch in der Naturheilkunde äußerlich mit Wasser zu einem Brei aufgequollen. Sieglinde reicht eine glibbrige Probe herum; nicht jede vermag der Geruch zu begeistern. Dieser Brei besitzt eine stark durchblutungsfördernde Wirkung, wenn er als Senfwickel (Breiumschlag) oder als Senfpflaster bei Bronchitis, bei Rheumaschmerzen und Hexenschuss angewendet wird. Aber Vorsicht – bloß nicht zu lange drauf lassen, denn das Teufelszeug kann die Haut reizen, schlimmstenfalls sogar Blasen bilden.
Nun aber zum Tüpfelchen aufs i – nebenan in der Event-Küche wird Sieglinde einen Handbalsam zubereiten. Während sie das Wasserbad auf der Kochplatte erhitzt und die Zutaten zusammensucht, erzähle ich für diejenigen, die unsere adventlichen Präsentationen verpasst haben, zum Winterabschluss noch einmal etwas über die Mistel (ausführlich nachzulesen in meinem Blog vom 9. Dezember 2022). In einer Bodenvase steht ein kräftiges, in einem Waldstück bei Wolfratshausen abgeschlagenes Exemplar des Halbschmarotzers, das allerdings – wie um diese Jahreszeit üblich – seine zu Weihnachten charakteristischen schleimig-weißen Scheinbeeren (eine beliebte Vogelnahrung) eingebüßt hat. Aus selbst geschnittenem und getrocknetem Mistelkraut, das ich in einer großen 1920er-Jahre-Vorrats-Pappdose mit Etikettierung Viscum album aufbewahre, habe ich eine Tinktur hergestellt; auch in Sieglindes Set befindet sich ein Fläschchen Mistel-Urtinktur, das aber niemand gezogen hat und daher noch nicht besprochen wurde. Zudem präsentiere ich einen am Vortag angesetzten wässrigen Kaltauszug, den man jetzt abfiltern und zu einem Tee erwärmen könnte. In der Volksmedizin wurde die Mistel zur Stärkung von Herz und Kreislauf und zum Ausgleich von Blutdruckschwankungen verwendet. Ob sich die Pflanze darüber hinaus (in Form von Spritzen in Fertigpräparaten, die ausschließlich von erfahrenen Ärztinnen und Ärzten verabreicht werden dürfen) als Immun-Stimulans auch als Ergänzungstherapie in der Krebsbehandlung eignet, wurde in den Jahren 1984-1994 intensiv untersucht, anhand der Inhaltsstoffe (Mistel-Lectine) am Ende aber nicht ausreichend nachgewiesen, um Anerkennung im Europäischen Arzneibuch (EAB) zu finden. Im Deutschen Arzneibuch hat man abweichend vom EAB die Mistel mit ihren traditionellen Herz-Kreislauf-Indikationen belassen. Übertreiben sollte man es allerdings mit Misteltropfen und -tee nicht, denn alle Pflanzenteile enthalten giftige Peptide (Viscotoxine).
Inzwischen ist Sieglindes Bienenwachs (7 g) in dem im heißen Wasserbad stehenden Porzellanmörser in Auflösung begriffen …. ….. bitte alle nach nebenan in die Eventküche, es wird spannend: Vorsichtig fügt Sieglinde nun rd. 50 ml Distelöl hinzu und hantiert so lange mit dem Pistill, bis eine homogene Masse entstanden ist. Diese wird bei rd. 70°C aus dem Wasserbad genommen, nur leicht abgekühlt auf rd. 40°C, 1 Teelöffel Propolistinktur (antibakteriell und entzündungshemmend) hinein und 2 Tropfen ätherisches Rosenöl, das für einen angenehmen Duft sorgt. Ich muss bei einer Salbenherstellung regelmäßig ein Thermometer ins Wasserbad halten, um die Temperatur zu kontrollieren, doch Sieglinde hat so viel Erfahrung damit , dass sie es abschätzen kann. Alle Achtung – perfekt gelungen ist die Konsistenz. Nun heißt es schnell in einen Tiegel abfüllen, bevor die Masse erkaltet und fest wird, denn wenn man jetzt den rechten Zeitpunkt verpasst, verschmiert das Gemenge zu einer unerquicklichen Sauerei.
Unglaublich – wie schnell sind 90 Minuten mal wieder vorbeigegangen. Zum Abschied darf sich jede Teilnehmerin ein kleines Tropf-Fläschchen meiner Rosmarintinktur und ein Döschen meiner Fichtennadelsalbe aus eigenem Auszugsöl (fabriziert mit Bienenwachs und einigen Tropfen ätherischen Fichtennadelöls) mitnehmen. Einige Damen, die unser Museum noch nicht kennen, verbleiben noch ein Weilchen …. ab 12 Uhr ist Samstags ohnehin regulär geöffnet. Und bald schon werden wir uns wiedersehen – die nächste Veranstaltung am 20. April wird mit etwas Glück bei gutem Wetter hoffentlich bereits in unserem Garten stattfinden können.