Mörser
Ein Mörser ist eine dickwandige Schale oder ein Topf mit gerundetem innerem Boden zum Zerstoßen und Zerreiben von festen Substanzen mithilfe eines Stößels (Pistill). Viele größere Mörser hatten einen Holzdeckel, der jedoch in den seltensten Fällen erhalten geblieben ist. Der Deckel war mit einem Loch zum Durchführen des Pistills versehen und sollte die Staubentwicklung beim Pulverisieren der Substanzen vermindern.
Der Mörser gehörte zu den wichtigsten Arbeitsgeräten des Apothekers, wurde aber aufgrund der körperlich sehr anstrengenden Arbeit zumeist von einem kräftigen Lehrling bedient. Manche Stößel von besonders großen Mörsern waren so schwer, dass sie sogar mit einem Gelenkarm an der Decke befestigt wurden, um das Hochheben zu erleichtern. Aufgrund der hohen Geräuschentwicklung gab es vielerorts auch einen gesonderten Arbeitsraum, die so genannte „Stoßkammer“.
Vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert wurden Mörser von Glockengießern, Geschützgießern oder Kesselgießern in Bronze gegossen, im 18. Jahrhundert vermehrt auch in Messing. In der Folge setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass verschiedene Stoffe bei der Verarbeitung mit den Metallen auf gesundheitsschädliche Weise reagierten. Materialseitig schwenkte man daher um auf Stein, Holz, Porzellan, seltener auch Glas oder Elfenbein. Der legendären Robustheit des Materials Bronze ist es aber zu verdanken, dass es kein älteres Apothekengefäß gibt als den Mörser – manche Exemplare aus dem Orient sollen über 1000 Jahre alt sein.
Die gotischen Mörser des 14. und 15. Jahrhunderts sind jedoch die ersten, die zweifelsfrei in Apotheken eingesetzt wurden. Insbesondere im deutschen Raum fallen sie schlank und hoch aus, weitgehend schmucklos mit Ausnahme horizontaler Wülste oder senkrecht verlaufender Rippen, die gelegentlich in Löwenfüßen oder anderen Figuren enden. Dies sind keinesfalls Dekorationselemente, sondern die Verstärkungen dienten der Standfestigkeit des in der Apotheke stark beanspruchten Geräts.
In Renaissance (16. / 17. Jahrhundert) und Barock (17. / 18. Jahrhundert) wurden die Dekorationselemente am Lippenrand und an der Wandung aufwändiger: Ornament-, Blatt- oder figürliche Friese, umlaufende Schriften mit Sinnsprüchen allgemeinen oder religiösen Inhalts, mit dem Namen des Gießers oder des Auftraggebers und Datierungen werteten den Mörser auf. Statt einfacher Griffe oder kugelförmiger Handhaben setzte man seitlich Delphinhenkel oder Tierköpfe an.
Im Jahr 1780 brachte Wedgwood einen brauchbaren Porzellanmörser auf den Markt und beendete damit die Ära des Bronzemörsers als Arbeitsgerät in Apotheken. Die Gebrauchsmörser des 19. und 20. Jahrhunderts wurden aus nicht-metallischen Materialien gefertigt und können nur als schmucklos und schlicht bezeichnet werden. Parallel fanden im 19. Jahrhundert aber auch prunkvolle historistische Nachahmungen von Bronze- und Messingmörsern, gefertigt und signiert von bekannten Gießern, den Weg zu ihren Auftraggebern als reine Dekorationsstücke. Sogar die älteren Datierungen wurden von den Vorbildern übernommen, und gelegentlich macht es die sehr gute Qualität fast unmöglich, diese Repliken von den Originalen zu unterscheiden.